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Böse: Seagate und WD kürzen die Garantielaufzeiten

Karl Fröhlich
Die englischen Kollegen von The Register berichteten mit als erstes über die geplanten Garantiekürzungen von Seagate und Western Digital. In kurzer Zeit übernahmen auch viele andere Online-Medien die Nachricht. Seit dem ist in den einschlägigen Internetforen einiges los. Vorsichtig ausgedrückt: Das Meinungsbild der beiden Hersteller leidet sehr.

Fakt ist: Zum 21. Dezember 2011 streicht Seagate die Garantielaufzeit auf ein einziges Jahr. Betroffen sind die Festplattenserien Barracuda, Barracuda Green und Momentus. Von fünf auf drei Jahre reduzieren sich die Barracuda-XT-Drives und die Hybrid-Platten Momentus XT.

Bei WD betrifft es die Caviar Blue, Caviar Green und Scorpio Blue. Der Hersteller gewährt ab dem 2. Januar 2012 dafür nur noch zwei statt drei Jahre Garantie.

Nun wird natürlich darüber spekuliert ob dies ein Vorgeschmack auf die künftige Monopolstellung der beiden Hersteller ist. Der Zeitpunkt ist jedenfalls mehr als ungünstig gewählt. Kaum sind die Übernahmen so gut wie unter Dach und Fach, schon lassen die beiden ihre Muskeln spielen.

In einigen Medien wird Seagate mit einer verschwurbelten Aussage zitiert, die sinngemäß darauf hinausläuft, man müsse kürzen, damit man weiterhin innovative Produkte entwickeln könne. Verständlich klingt anders.

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HDD-Hersteller schlagen neue Töne an

Ich habe mit einem Seagate-Verantwortlichen gesprochen: Letztendlich ist es so, dass zu wenig hängen bleibt. Der Gross-Profit liegt wohl zwischen 18 bis 21 Prozent. Um die nötigen Investitionen in Forschung und Entwicklung im geforderten Maße zu finanzieren seien aber 25 Prozent nötig. Daher müsse gespart werden und die Garantie sei da eine Möglichkeit. Auch wolle man sich künftig nicht mehr knebeln lassen. Während die großen Storage-Hersteller  der Branche wie zum Beispiel EMC, HP, IBM & Co hohe Profite einstreichen, verhungert die Disk-Industrie am ausgestreckten Arm. Dies soll sich nun ändern. Nicht umsonst verschwinden mit Hitachi GST und Samsung zwei weitere Wettbewerber.

Für eine einjährige Garantie gibt es prominente Beispiel wie Apple. Wobei dies das Vorgehen nicht besser macht. Als Verbraucher kriege ich trotzdem erstmal nur weniger für mein Geld – wer will das schon. Angeblich sind aber Endverbraucher so gut wie nicht betroffen, denn das Gros der genannten Platten geht an PC- und Notebook-Hersteller. Diese sind natürlich auch nicht glücklich, hier zieht aber wohl das Argument, dass sich die Lagerhaltung reduziert, da Festplatten nicht mehr über Jahre vorgehalten werden müssen.

Auch wenn die Gründe für die Kürzungen plausibel klingen, eine Garantie von nur zwölf Monaten ist ein »No Go«. Zwei Jahre sind das Minimum. Momentan muss der Markt dies schlucken, denn es herrscht kein Wettbewerb. Bei WD stehen die meisten Fertigungsstraßen wegen der Flut in Thailand noch still und Toshiba ist im HDD-Business schlicht zu klein. Sobald die Produktion wieder ein normales Level erreicht, könnte ich mir aber gut vorstellen, dass sich Toshiba und WD mit einer besseren Garantieleistung gut positionieren werden. Das dauert aber vermutlich noch bis weit ins zweite Halbjahr 2012.

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