Experton Group: Big Data ist in Deutschland angekommen
»Big Data« – dieser Begriff beschreibt die Datendimensionen für die Business-Intelligence- und Business-Analytics-Aufgaben der Zukunft. Der jetzt veröffentlichte »Big Data Vendor Benchmark 2013« der Experton Group ist die erste umfassende Analyse des deutschen Anbietermarktes für Big-Data-Lösungen.
Big Data wohnt einem Erkenntniskreislauf inne: Neue Daten erlauben neuartige Fragestellungen, für die neue Algorithmen erforderlich sind, die ihrerseits neue Daten generieren. Im Rahmen der Analysen zum brandaktuellen »Big Data Vendor Benchmark 2013« vom Analystenhaus Experton Group wurde deutlich, dass dieser Erkenntniskreislauf von einigen Lösungen bereits unterstützt wird. Zwar kam in den letzten Wochen mit den Spionageskandalen rund um »Prism« und »Tempora« noch eine politische Komponente hinzu. »Aber trotzdem sollten wir die Chancen sehen, denn die sind groß«, resümiert Experton-Analyst Andres Zilch. »Selbst ein Schokoladenhersteller kann mit Big Data bessere Geschäfte machen.«
»Big Data Vendor Benchmark 2013« bewertet 68 Unternehmen
Für den Big Data Vendor Benchmark wurden ursprünglich 139 Unternehmen betrachtet. 68 Unternehmen konnten entsprechend der Experton-Group-Definition für Big-Data-Lösungen und -Lösungsbausteine in die Bewertung aufgenommen werden. Von diesen Unternehmen konnten sich 45 Unternehmen für den Leader-Quadranten in einer oder mehreren Kategorien positionieren. 33 Unternehmen stehen mit sehr guten technischen Lösungen bereit und arbeiten an der Optimierung ihres Marktauftritts und der Steigerung ihrer Wettbewerbsstärke in Deutschland.
Bewertet wurden bei Big-Data-Infrastrukturen die Lösungen für »Storage«, »Appliances« und »Datenbanken«, bei Big-Data-Software Lösungen für »Analytics«, »Aggregation« und »Syndizierung/Reporting/Visualisierung« sowie bei den Big-Data-Dienstleistungen die Kategorien »Projects & Consulting« und »IT-Operations«. Appliances – im Sinne dieses Benchmarks Komplettsysteme mit Server, Storage, Netzwerk, Datenbank, Middleware und Applikationen bis hin zum Access-Level – bildeten eine Kategorie des Big Data Vendor Benchmarks 2013 der Experton Group.
Markt für Big-Data-Offerings noch relativ jung
»Da der Markt für Big-Data-Offerings relativ jung ist, bewegen sich die Firmen in einem nur schmalen Wettbewerbsfeld«, erklärt Holm Landrock, Senior Advisor bei der Experton Group. »Leader zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie bereits größere und komplexere Projekte mit zahlreichen unterschiedlichen Datenquellen vorweisen können.«
Es gibt bereits eine ganze Reihe von Anbietern, die sich im Markt positiv absetzen und den Leader-Quadranten der Bewertungskategorien erreichen. Darunter einige Platzhirsche wie EMC, IBM, Microsoft, Oracle, SAP, SAS und Teradata, aber auch einige Unternehmen, die relativ neu im Business der Datenexploration sind, wie Empolis, Exasol, Mellmo (Roambi), Parstream oder Splunk.
Nur wenige Anbieter im Bereich der Datenaggregation
Wie die Verteilung der Unternehmen in den bewerteten Kategorien zeigt, besteht auf der Anbieterseite noch eine enorme Chance im Bereich der Datenaggregation. Diese Kategorie ist derzeit nur von sehr wenigen Unternehmen besetzt. Hier sind nur vier Unternehmen in die Bewertung gekommen, weil sich ihre Lösungen dediziert mit der Aggregation und Aufbereitung großer Datenvolumina aus unterschiedlichen Quellen beschäftigen. Sehr stark besetzt ist, vor allem aus der Marktpräsenz und der Produkthistorie rund um Business-Intelligence-Lösungen heraus, die Kategorie »Analytics«.
Big Data trägt zur »Sozialisierung« oder »Demokratisierung« der IT bei
Die Big-Data-Definition der Experton Group lautet übrigens: »Big-Data beschreibt die Gewinnung neuer Informationen, die in kürzester Zeit sehr vielen Nutzern zur Verfügung stehen müssen, mittels enorm großer Datenbestände aus unterschiedlichsten Quellen, um dadurch schneller wettbewerbskritische Entscheidungen treffen zu können.«
Ein wesentlicher Trend, der zur Entstehung von Big Data beitragen wird, ist deshalb die »Sozialisierung« oder »Demokratisierung« der IT. Immer mehr Menschen – in den Unternehmen wie in den Haushalten – wünschen sich immer mehr Mitbestimmung im digitalen Leben. Indem heute faktisch bereits alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens mit IT durchdrungen sind, entstehen Daten in einer bisher nicht da gewesenen Menge.
»Big Data ist eigentlich kein Hype«
Dabei müssen die Nutzer der Informationen noch nicht einmal einen klassischen Computer besitzen oder nutzen, weil die Informationen ebenso über »intelligente« Endgeräte (beispielsweise Smartphones) erzeugt und abgerufen werden. Im Online-Versandhandel, in Online-Communities und in den Social-Media-Plattformen, wozu auch neue Unterhaltungsangebote wie interaktives Internet-Fernsehen gehören, werden enorme Mengen an Daten erzeugt, verarbeitet und verteilt.
»Big Data ist eigentlich kein Hype«, meint Landrock. »Es beschreibt vielmehr eine neue Dimension in der IT.« In der Menge der Daten gelte es aber, die Datenqualität sicherzustellen, ebenso die Datensicherheit – »mit all den technischen Problemen des Backup und der Replikation bei diesen großen Datenmengen«, erläutert Landrock.
Hadoop-Implementierung auf Standard-Servern ist nicht unbedingt Big Data
Viele Unternehmen versuchen laut Landrock derzeit, allein mit einer Hadoop-Implementierung auf Standard-Servern oder einer Hadoop-Distribution auf den nun langsamen anfahrenden Wagen zu springen. Allerdings gebe es hier de-facto keine Unterscheidungsmerkmale zwischen den Offerings, so dass deren Aufnahme in den Benchmark das realistische Abbild des Marktes verfälscht hätte.
Der aktuelle Big Data Vendor Benchmark bewertet somit ICT-Anbieter, die für die deutschen Anwenderunternehmen tatsächlich eine Relevanz haben und mit technischen Angeboten wie auch mit Beratungsstärken das komplexe Thema der Big-Data-Analytics aufgreifen. Neben der Technologie spielten hier aber auch starke Partnerschaften, die Präsenz in Deutschland, das Verständnis einer Vision von komplexeren Big-Data-Szenarien und viele andere Faktoren innerhalb der einhundert Merkmale, die hier pro Anbieter erfasst wurden, eine Rolle.
Selbst ein kleines Unternehmen wie Grau Data aus Schwäbisch Gmünd kann mithalten
Verständlich, dass große IT-Unternehmen, hier viele Punkte sammeln konnten. IBM beispielsweise, die sich früh auf Big Data fokussierten, sind in vielen Quadranten als Leader vertreten. Aber die Merkmale-Matrix ließ auch kleinere Unternehmen zu. So schaffte es beispielsweise Grau Data aus Schwäbisch Gmünd mit der Big-Data-Managementlösung »XtremeStore« in den Quadranten für Software. Die Lösung ist offiziell noch nicht angekündigt, laut Grau-Data-Website soll sie im Laufe des vierten Quartals 2013 auf den Markt kommen. Besonderheit der Grau-Data-Lösung ist ein höchstskalierbares Archiv, bei dem mit »Lustre« und dem »Fraunhofer Global FileSystem« (FhGFS) zwei extrem leistungsstarke Filesysteme integriert werden.
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