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Nachlese 2011

Die wichtigste Storage-Messe Europas verbucht heuer nur ein kleines Wachstum. Mit Themen wie Cloud Storage und Virtualisierung sollten Besucher mobilisiert werden. Neuheiten, Trends und Technologien bot die SNW den Teilnehmern allerdings nicht. Selbst an den Vorträgen gab es dieses Jahr Kritik.

von Karl Fröhlich, Ulrike Rieß

Das Wachstum der Storage Networking World Europe (SNW Europe) flacht ab. Die Veranstaltung verzeichnet 2011 rund 1.800 Besucher, davon zirka 1.320 Endkunden, Reseller, Analysten und Pressevertreter. Das Plus gegenüber der SNW Europe 2010 (1.644 Teilnehmer) bzw. 2009 (ca. 1.500) hält sich in Grenzen. Und wenn man ehrlich ist, viel zu sehen gab es nicht. Die Branche wartete weder mit großen Neuigkeiten noch mit Trends und Technologien auf. Das Gesprächsthema war in der Regel die Festplattenknappheit und deren Auswirkungen auf den Storage-Markt (HDD-Industrie: 1 Mrd. USD Schaden durch Thailand-Flut).

Georgios Rimikis
Die Meinungen sind geteilt, für die meisten Aussteller sah es zu leer aus. Die SNW scheint vor allem ein Event der Großen zu sein. »Auch in diesem Jahr hat sich gezeigt, dass die SNW ohne Frage einer der wichtigsten Branchentreffs ist«, erklärt Dr. Georgios Rimikis, Manager Solutions Strategy bei Hitachi Data Systems. »In Frankfurt kommen alle an einem Ort zusammen – die beste Voraussetzung für hochklassiges Networking. Die Möglichkeiten, Lösungen vor Ort im Einsatz sehen oder anfassen zu können, werden jedes Jahr weniger, was einerseits schade ist, jedoch mehr Raum für die strategischen Themen lässt. Die SNW ist auch für 2012 ein Muss in unserer Jahresplanung.«

Während kleinere Aussteller auf der Cebit sehr gut von den größeren Herstellern leben, ist dies auf der SNW nicht der Fall. Die SNW ist definitiv eine Vortragsmesse, mit angehängter Ausstellungsfläche. In den Pausen war vor allem der Catering-Bereich gut gefüllt. Die meisten Stände hatten da auf mehr Zuspruch gehofft. Und auch die Vorträge scheinen an Qualität zu verlieren. »Ich bin nicht zufrieden«, erklärt der Geschäftsführer eines Münchener Systemintegrators gegenüber speicherguide.de. »Die Analysten sind mir zu diffus und die Herstellervorträge zu verkäuferisch.«

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Mehr Evolution statt Revolution

72 Aussteller waren auf der SNW 2011 vertreten (Bild: speicherguide.de).
72 Aussteller waren auf der SNW 2011 vertreten.
Die diesjährige SNW zeigte einmal mehr, dass die Zeiten der großen technischen Revolutionen vorbei sind. Rad, Dampflok und Internet sind eben schon erfunden worden. Vielmehr ist nun ein Trend zur wirklich sinnvollen und ergiebigen Nutzung vorhandener Ressourcen zu setzen. Natürlich gab es auch neue Technik, beispielsweise die Fujitsu »ETERNUS DX8700 S2«, aber hier wird meist nur das Schräubchen angezogen, um noch mehr I/Os durch die Leitung und neue Funktionen an den Mann zu bringen. Technisch konnte man also den verstärkten Einsatz von SSDs, Unified-Storage-Systemen, funktioneller Software-Eigenschaften und Analyse-Tools auf der Ausstellung sehen.

Lässt man mal das gequälte Hype-Wort der Cloud beiseite, so zeigt sich, dass die Hersteller derzeit Lösungen und Konzepte anbieten, mit denen Unternehmen eben wirklich größtmöglichen Nutzen aus ihrer Speicherumgebung bzw. IT-Infrastruktur ziehen sollen. Das Thema Cloud bzw. das dahinter liegende Konzept, Ressourcen immer bedarfsgerecht, überall, zu jeder Zeit und an jeden Standort verteilen zu können, war zentrales Thema der Messe und wird uns auch künftig begleiten. Dabei haben die Hersteller mittlerweile nicht nur eine Definition (die immer noch bei jedem anders aussieht), sondern auch konkrete Produkte.

Die SNW im Schnelldurchlauf

Für das leibliche Wohl war durchgehend gesorgt (Bild: speicherguide.de)
Für das leibliche Wohl war durchgehend gesorgt.
Hier noch ein kleiner Messerundgang und was wir dabei gefunden haben: EMC machte ganz deutlich, dass sie das Channel-Geschäft ankurbeln und damit vor allem das Midrange-Segment kräftig aufmischen wollen. Hier, meint Peter Holly, District Sales Manager für Deutschland bei EMC Deutschland, ginge man schneller auf Cloud-Lösungen ein und bringt sie auch schneller zur Umsetzung als große Enterprise-Kunden. Wichtige Partner, damit es auch mit der Bandbreite stimmt, sind TeraGate und Ciena.

Netgear zeigte eine Portfolio-Erweiterung, zu der zunächst asynchrone Replikation (bald auch synchron) und die Aussicht auf baldige Implementierung der SSD-Technologie gehören. Auch Cloud-Dienste gehören zum neuen Leistungsumfang. Für Dirk Jankowski, Senior System Engineer bei Netgear, zählt für die mittelständischen Anwender besonders Skalierbarkeit, Sicherheit und vernünftige Konnektivität.

Neu in diesem Jahr trat Medienhersteller Imation auf. Paul Koglin, Director Commercial Business bei Imation, betonte, dass sich das Unternehmen eindeutig als Speicheranbieter für den SMB-Bereich etablieren will und in den letzten Jahren darauf hin gearbeitet hat. So konnte der Besucher hier unter anderem RDX-Systeme sehen.

Der Auftritt von Dell war umfassend und enthielt unter anderem ein neues »EqualLogic«-System, Unified-Storage und eine NAS-Lösung. Auch dieser Hersteller optimierte hinsichtlich SSD-Technologie, Datendurchsatzraten, Cloud-Fähigkeiten und genereller Funktionalität.

F5 präsentierte eine Mittelstandslösung, die vor allem eine Wiederherstellung von Daten drastisch verkürzen soll. Emulex und Virtual Instruments setzten auf Analyse- und Reporting-Tools, welche die Performance im SAN prüfen und zu schnelleren Fehlerbehebungen bzw. optimaler Auslastung führen sollen.

Neu für die Redaktion war das Unternehmen Amplidata, die sich hier erstmals vorstellten. Mit im Gepäck hatte das Unternehmen seinen Objekt-Speicher in Form von »AmpliStor«. speicherguide.de wird hier auf jeden Fall noch etwas genauer hinschauen und mehr Beiträge bringen.

Bei HDS war vor allem die Akquisition von BlueArc großes Thema. Viel konnte uns Jürgen Krebs, Director Business Development bei HDS, leider nicht mitteilen, weil die Übernahme noch nicht zur Gänze abgeschlossen ist. Klar ist aber, dass man damit versucht, Ruhe in den NAS-Bereich zu bringen. Darüber hinaus bestätigte er, dass der Hersteller mit der Übernahme von Shoden vor allem die Marktposition in Südafrika ausbauen will. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen an dem Projekt »Smart City«, welches ausschließlich mit Hitachi-Technologie entstehen und betrieben werden soll.

Ein Technik-Upgrade gab es auch bei IBM, die ihre »DS8000« mittels ein paar Finessen optimiert hat, und mit der »V7000« zum ersten Mal auch ein Unified-Storage-System zeigt. Alles in allem zeigte die Messe deutlich, dass die Speicher-Claims wieder neu abgesteckt werden, die Technik aber nur noch ein Teil des Ganzen ist.

Erreicht die SNW seinen Zenit?

Die SNW bleibt sicherlich die wichtigste Storage-Messe in Europa. Allerdings muss sich der Event eventuell neu erfinden. Vor allem unter den kleinen Ausstellern gibt es eine hohe Fluktuation. Nur die wenigsten geben auch im Folgejahr noch einmal rund 10.000 Euro aus. Zudem scheint es wohl attraktiver zu sein, sich Hersteller-Events wie von EMC und VMware anzuschließen. Hinzukommt, dass viele IT-Entscheider nicht nur mit kleineren Budgets haushalten müssen, sondern auch jeder Messebesuch wohlbegründet sein will.

SNW Europe 2012

Nächstes Jahr findet die SNW Europe vom 30. bis 31. Oktober 2012 wieder in Frankfurt statt.

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