Das Hochwasser steht nach wie vor in Thailand. Getroffen wurde die gesamte IT-Industrie – aber kein Sektor so stark wie die Festplattenindustrie. In Thailand sind nicht nur die beiden Marktführer Western Digital und Seagate mit Fabs vertreten, sondern auch extrem viele Zulieferer. Zwar sind die Fabs von Seagate und von Hitachi GST nicht betroffen, aber ihr Ausstoß ging trotzdem deutlich zurück wegen der prekären Zulieferersituation.

Den Marktführer WD traf es dagegen doppelt. Zum einen wurde eine eigene Hard-Disk-Drive-Fab (HDD) geflutet, zum anderen traf es ebenfalls eine eigene Komponenten-Fab. Thailand repräsentierte bei WD rund 60 Prozent ihrer kompletten Festplattenproduktion. (Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag »Flutkatastrophe in Thailand trifft HDD-Industrie hart.«)

Neues Fertigungs-Equipment für eine Milliarde US-Dollar

Tom Coughlin vom Analystenhaus Coughlin Associates hat nun berechnet, wie hoch denn der Schaden sein könnte – rund eine Milliarde US-Dollar schätzt er in einem Blog für das US-Wirtschaftsmagazin Forbes. Soviel muss die HDD- und Zuliefererindustrie voraussichtlich in diesem Quartal und im Gesamtjahr 2012 an zusätzlichen Kosten stemmen, um neues Fertigungs-Equipment anzuschaffen. Denn das alte dürfte größtenteils kaum noch brauchbar sein.

Ursprünglich sollten in diesem Quartal rund 180 Millionen Festplattenlaufwerke gefertigt werden. Gemäß den aktuellen Ausstoßraten werden es wohl nur 110 bis bestenfalls 120 Millionen Einheiten. Der Fertigungsengpass resultierte bereits in entsprechenden Preissteigerungen, die Coughlin auf kurzfristiger Sicht im Mittel auf 20 bis 50 Prozent schätzt. Längerfristige Preislevels lägen um die 25 Prozent höher als vor der Flut. (Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag »Hochwasser lässt Festplattenpreise explodieren.«)

Festplatten bleiben knapp bis Ende 2012?

Das Hochwasser wird auch für kräftige Verschiebungen bei den Marktanteilen sorgen. Kurzfristig, also auf Sicht von mindestens ein bis zwei Quartalen, wird Seagate wieder der Marktführer sein. Danach hängt es davon ab, wie schnell WD seine Thailand-Fabs wieder zum Laufen bekommt bzw. wie schnell WD die Produktion in anderen Ländern hochfahren kann.

Mittlerweile steht fest, dass es auch Toshiba schwer erwischt hat. Coughlin bemerkt, dass sich das Toshiba-Management lediglich rausgelehnt habe, dass der Restart einiger Thailand-Fertigungslinien für Anfang 2012 geplant ist.

Die generelle Engpasssituation dürfte nach Meinung von Coughlin jedenfalls bis Ende 2012 anhalten. Er bereitet einen ausführlichen Report über die Fertigungssituation vor, der Ende November fertig sein soll.

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