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Cisco und HP mögen sich nicht mehr

Keith Goodwin: »Beziehung zu HP gewandelt«
Keith Goodwin: »Beziehung zu HP gewandelt«
Ganz überraschend kommt es letztendlich doch nicht: Cisco wird ein fast 20-jähriges System-Integrator-Abkommen mit Hewlett-Packard zum 30. April 2010 nicht erneuern. HP verliert somit ab 1. Mai 2010 die Vertragsbeziehungen »Certified Service-Partner« und »Cisco Certified Channel Partner«. Aber das ist nur der sichtbare Schaum an der Oberfläche. Die Gründe für die Scheidung sind viel komplexer – und vermutlich die tiefgreifendsten für die IT-Industrie des nächsten Jahrzehnts.

Das Datacenter, so wie wir es die letzten Jahrzehnte kannten, ist dank VMware und dem Virtualisierungstrend gnadenlos im Umbruch. Und darum geht es letztendlich: Die Vorherrschaft im »neuen« Rechenzentrum der Zukunft. Als Cisco letztes Jahr seine Produktpalette um Komponenten für Datacenter (»Unified Computing System«) und Blade-Server-Systeme erweiterte (virtualisierungs-guide.de berichtete), war das Tischtuch zwischen beiden Unternehmen eigentlich zerschnitten. Freilich sickerte HP auch ihrerseits immer stärker in den Netzwerkbereich ein, zuletzt mit der milliardenschweren Übernahme von 3Com.

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Joint-Venture Acadia als Zugpferd voran
Erschwerend für die HP-Cisco-Koalition kam hinzu, dass Cisco zusammen mit EMC und Vmware das Joint-Venture Acadia gründete (virtualisierungs-guide.de berichtete). Ein Schwerpunkt der Tätigkeit von Acadia ist der Aufbau von virtualisierten Rechenzentren, inklusive Beratung und Service. Die Netzwerkkomponenten und Server steuert Cisco bei, die Highend-Storage-Systeme EMC, und von Vmware kommt die Virtualisierungssoftware »vSphere«.

HP konterte in dieser Woche zumindest mit einem erweiterten OEM-Abkommen mit QLogic. Dadurch kann HP die 8-GBit/s-Fibre-Channel-Switches des Partners zusammen mit seinen eigenen Blade-System-Servern und Storage-Geräten der MSA- und EVA-Reihe anbieten.

HP hatte zu viel Einblick in die Cisco-Roadmaps
»In den vergangenen Jahren hat sich unsere Beziehung zu HP gewandelt«, erläutert Keith Goodwin, Vice President of Worldwide Channel von Cisco in einem Video-Blog. HP hatte durch seinen Status intimere Einblicke in die Roadmaps von Cisco, und wusste dadurch früher als andere Hersteller, in welche Richtung Cisco seine Produkte entwickeln wird. Das sei nicht mehr hinnehmbar gewesen.

Freilich kündigte Goodwin an, dass beide Unternehmen um Regelungen bemüht seien, die den Support von HP-Kunden mit Cisco-Equipment und umgekehrt garantierten. Parallel werde man über künftige gemeinsame Wege verhandeln. Konkreteres wollte er aber nicht werden. HP selbst wollte den Fall bislang nicht kommentieren.

Vorteil für Cisco – vorübergehend
Die Marktbeobacher von Ovum gehen davon aus, dass in der jetzigen Situation »HP eher Cisco braucht, als Cisco HP braucht«. Zwar sei HP mit der 3Com-Übernahme auf dem richtigen Weg, aber das werde noch Zeit brauchen, bis es komplett integriert sei. Auch die Integration der Qlogic-Produkte werde noch »erhebliche Zeit beanspruchen«, meinen die Ovum-Analysten. Freilich bräuchte auch Cisco jemanden, der die Lösungen nun bei Kunden implementiert. Die Ovum-Beobachter halten hier beispielsweise den IT-Service-Anbieter Dimension Data für bestens positioniert.

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