Das Hochwasser steht nach wie vor in weiten Teilen Thailands, und vor allem in den Gebieten, in denen Festplatten- und die dazugehörigen Komponentenhersteller angesiedelt sind. Thailand repräsentierte im ersten Halbjahr 2011 rund 40 bis 45 Prozent der weltweiten Produktion von HDDs (Hard Disk Drive) – und bis Anfang November war davon laut dem Analystenhaus IDC »rund die Hälfte« durch die Überflutungen direkt betroffen. Andere Analysten gingen bislang von rund einem Drittel aus.

Das werde sich nun »massiv« auf die PC-Industrie auswirken, konstatiert IDC. Denn die ausfallende Laufwerksproduktion werde die OEMs erst ab Mitte November mit voller Wucht treffen. Bislang konnten die PC-Hersteller noch aus vollen Zwischenlagern schöpfen, sodass die weltweiten Q4-PC-Auslieferungen trotzdem lediglich stagnieren dürften, bzw. im schlimmsten Fall nach Meinung von IDC rund zehn Prozent zurückgehen könnten.

IDC erwartet Rückgang des PC-Markts um 20 Prozent in Q1/12

Aber im kommenden ersten Quartal 2012 rechnet IDC mit einem dramatischen Rückgang des PC-Marktes um rund 20 Prozent. Die entsprechenden auf dem Markt bereits deutlich erhöhten Preislevels für HDDs dürften mindestens noch das erste Halbjahr 2012 andauern. Erst im zweiten Halbjahr 2012 erwartet IDC eine Entspannung bei der Liefersituation, und dann in Folge auch bei den Festplattenpreisen in ihrer Studie »The PC Market Is Disrupted By HDD Shortages: The Severity, Resulting Opportunities, And Expected PC Market Reactions«.

Die PC-Industrie dürfte überdies etwas durchgeschüttelt werden. IDC glaubt, dass vor allem richtig große OEMs – die neben normalen PCs auch Enterprise-Versionen sowie Server- und Storage-Systeme herstellen – evtl. etwas bevorzugt beliefert werden könnten. Das Nachsehen hätten dann kleinere PC-Hersteller bzw. Anbieter von preissensitiven Einstiegsmodellen wie beispielsweise Mininotebooks/Netbooks. Tom Coughlin vom Analystenhaus Coughlin Associates hat kürzlich errechnet, dass die Wiederherstellungskosten der Festplatten-Fabs rund eine Mrd. US-Dollar bis Ende 2012 betragen dürften (speicherguide.de berichtete).

Bechtle erwartet verheerende Situation für kleinere Systemhäuser

Ähnlich äußerte sich auch gestern der schwäbische Systemhausriese Bechtle bei der Vorlage seiner Q3-Zahlen. Die waren bombig – aber wegen den Engpässen bei den Festplatten gab sich Bechtle-Vorstandschef Thomas Olemotz nur verhalten beim Ausblick. Viele Festplatten-Hersteller seien kurz vor Lieferstopp.

Die anziehenden Preise seien noch nicht mal das Problem – die könne auch ein Haus wie Bechtle größtenteils weitergeben –, sondern vielmehr die tatsächliche Verfügbarkeit. Als Preferred-Partner vieler Hersteller könne Bechtle derzeit noch Produkte aus diesem Bereich beziehen. Aber Olemotz geht davon aus, dass sich die Situation für viele kleinere Systemhäuser demnächst noch verheerender darstellen dürfte: »Wir können der Situation zurzeit noch ausweichen; wenn die Engpässe allerdings in dem Ausmaß anhalten, wird diese Strategie nicht länger aufgehen.«

D-Link beobachtete: preisgünstige NAS-Systeme werden ausgeschlachtet

»Die Festplattenknappheit treibt bereits seltsame Blüten an angrenzenden Bereichen«, erläutert Mike Lange, Director Customer Service, Business Development & Product Marketing bei dem NAS-Anbieter D-Link. Er wisse von kleineren Systemhäusern, die auf der Jagd nach preisgünstigen NAS-Einsteigersystemen seien. Nach dem Kauf würden allerdings die Festplatten ausgebaut, und in anderen – teureren – Storage-Systemen verwendet.

In der Tat zeigen sich in Online-Shops nun Preisunterschiede bei NAS-Systemen, die wohl in die Kuriositäten-Geschichte eingehen dürften. Beispielsweise bei zwei Modellen von Buffalo Technology beträgt der Preisunterschied vom preiswertesten zum teuersten Angebot bereits mehr als 150 Prozent. Der auf der Preisvergleichs-Website idealo.de eingebaute »Preiswecker« zeigt die Fieberkurve der Preissteigerungen wegen der Festplattenknappheit sehr schön an.

In den Hochwasserfluten Thailands sind nach jüngsten Berichten bislang über 500 Menschen ums Leben gekommen.

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