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Kantersieg: Brocade gewinnt Patentprozess gegen A10

Sieg auf der ganzen Linie für den Netzwerkspezialisten Brocade: In einer 2010 eingebrachten Klage wegen Verletzung geistiger Eigentumsrechte und unlauteren Wettbewerbs gegen A10 Networks und deren CEO Lee Chen fand nun der Gerichtsprozess statt. Er dauerte nur drei Wochen – und danach fand eine Jury des Bundesgerichts von San Jose, Kalifornien, A10 Networks für schuldig, und spricht Brocade einen Schadensersatz in Höhe von 112 Millionen US-Dollar zu.

Die Beweislage war anscheinend außerordentlich klar. Die Jury entschied einstimmig gegen A10 und seinen CEO, und verurteilte den unlauteren Wettbewerb scharf. Das Gericht urteilte wegen Patents- und Urheberrechtsverletzungen sowie der widerrechtlichen Verwendung von Geschäftsgeheimnissen, die die gesamte A10-AX-Serie an Load-Balancing-Server-Produkten betrifft.

Branche fragte sich: Wie kommt der Aufstieg von A10 zustande?

In der Netzwerkbranche hielten sich schon länger Gerüchte, dass der rasante Aufstieg von A10 Networks nicht so richtig mit rechten Dingen zugehen könnte. Während andere Unternehmen für zweistellige Marktanteile teilweise ein ganzes Jahrzehnt und noch länger brauchten, schaffte dies A10 in drei Jahren. Auch F5 Networks zerrte A10 bereits vor den Kadi. Auf dem Application-Delivery-Controller-Markt (ADC) knabberte A10 massiv an den Anteilen von Marktführer F5.

Die A10-Story begann 2004. Lee Chen war damals Vice President of Software Engineering bei der von ihm mitgegründeten Foundry Networks, die 2008 von Brocade gekauft wurde. Im Juli 2004 gründete Chen mit anderen Foundry-Mitarbeitern ein Startup namens Raksha Networks, aus dem später A10 hervorging. Offensichtlich haben Chen und mindestens ein Ex-Foundry-Mitarbeiter freizügig Foundry-Source-Code mitgenommen.

Ein Foundry-Ingenieur arbeitete zugleich für A10

Lee Chen schaffte es in der Zeit nach seinem Weggang bei Foundry offensichtlich, einen Ingenieur anzuwerben, um zeitgleich zu seiner Anstellung bei Foundry für A10 zu arbeiten – dies ließ sich anscheinend durch E-Mails belegen, und deshalb der relativ kurze Prozess. Augenscheinlich wurden unter anderem große Teile des Codes von Brocades »ServerIron«-Produkte abgekupfert.

Damit dürften jetzt wohl auch die Gerüchte verstummen, wonach A10 evtl. von Cisco, HP oder Dell übernommen werden könnte. Denn mit dem jetzigen Schuldspruch kann Brocade verlangen, dass entweder Lizenzen gezahlt oder die Produkte von Markt genommen werden müssen bzw. der Source-Code umgeschrieben werden muss. So oder so – der Rückschlag für A10 ist massiv. Von A10 gibt es bislang keine Stellungnahme zu dem Gerichtsentscheid.

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